Als unter den Warbirdfans in Deutschland die ersten Gerüchte kursierten, es würde ganz im Nordosten Deutschlands, auf der Insel Usedom, ein fliegendes Museum mit hochkarätigen und seltenen Flugzeugen wie Messerschmitt Bf 109, Spitfire, Mustang und so weiter entstehen, da wollte ich diese Geschichten - ehrlich gesagt - nicht so recht glauben. Nach dem Motto "Ich glaube nur das, was ich mit meinen eigenen Augen sehe" blieb es für mich zunächst nur das, was es am Anfang war: ein Gerücht.
Im Spätsommer 2014 führte mich eine Reise am "grünen Band", der ehemaligen deutsch/deutschen Grenze, entlang bis an die Ostsee. Usedom lag direkt vor mir - und damit die Gelegenheit, den Hangar 10 selbst in Augenschein zu nehmen.
Praktisch unvorbereitet wollte ich "mal reinschnuppern". Was ich dann zu sehen bekam, hätte ich hierzulande nicht erwartet. Hinter dem Namen Hangar 10 verbirgt sich viel mehr als eine Halle mit ein paar Flugzeugen drin. Das stellt man schon fest, wenn man durch die Eingangstür tritt. Der moderne Kassenbereich erinnert mehr an ein neu eröffnetes Kino. Die freundlichen Damen hinter dem Tresen sind einheitlich gekleidet und neben der Eintrittskarte zur Ausstellung kann man hier auch heisse und kalte Getränke kaufen... Popcorn? Nein, leider nicht ;-) Das Billett, das zur Besichtigung der Flugzeuge berechtigt, kann bei dieser Gelegenheit auch noch erweitert werden um eine persönliche Führung durch den Hangar, einen Audioguide mit Kopfhörer oder einen Flug im 360° Simulator.
Auf dem Weg zum eigentlichen Ausstellungshangar passiert man einen Durchgang, der zu beiden Seiten verschiedene Flugmotoren zeigt und nach einigen Schritten erfassen meine Augen etwas, das der Reise nach Heringsdorf bereits in diesem Moment den Stempel "Lohnenswert" aufgedrückt hat: Eine Focke Wulf 190 D-9. Dieses Flugzeug, einen der leistungsstärksten Propellerjäger überhaupt, habe ich zuletzt im U. S. Air Force Museum in Dayton, Ohio, gesehen. Sehr, sehr beeindruckend, einer dieser äußerst seltenen Langnasen gegenüber zu stehen. Daneben eine Messerschmitt Bf 109 G-14, eine Bücker 131 Jungmann und eine Bücker 133 Jungmeister.
Die Ausstellung ist in vier Quadranten eingeteilt, jeder davon gehört einer der großen Luftmächte, die im zweiten Weltkrieg auf dem europäischen Kontinent vertreten waren: Deutschland, Russland, England, USA. Neben den Flugzeugen und diversen Landfahrzeugen versorgen Info-Punkte mit Ausstellungsvitrinen und Video-Kurzfilmen den Besucher mit einer Fülle an Informationen.
Wer jetzt noch ein paar übrige Scheine in seinem Portemonnaie findet, der kann mit einigen der Flugzeuge Rundflüge buchen. Der kleine Geldbeutel führt dabei in das Cockpit von Piper Cub oder Boeing Stearman, die kleine Erbschaft vielleicht auch auf den hinteren Sitz von Mustang oder Spitfire. Mit einer Spit über den Ostseestrand jagen? Klingt verlockend, das muss ich zugeben...
Wenn das Budget nur für Kaffee oder Abendessen reicht, dann führt der Weg zum "Big Beautiful Doll" Restaurant und Lounge. In einmaligem, stilvollem Ambiente kann man hier schlemmen - ob zu zweit, in größerer Runde oder zum besonderen Anlass in geschlossener Gesellschaft. Hat man einen Draht zur Fliegerei, ist dieses Lokal der perfekte Ort um sein durch den Motorblock eines historischen Flugzeugtriebwerks gezapftes Bier in einer Sitzecke aus Leder und Flugzeugaluminium zu genießen und dabei in einem alten Fliegerbuch zu schmökern.
Es ist also alles vorhanden, um einen schönen Fliegertag zu erleben, hier, am Hangar 10 am Flugplatz Heringsdorf. Ein Bierchen zuviel aus dem Motorblock genascht? Auch kein Problem. Man kann sich in einem der Ferienapartments auch gleich für länger einquartieren. Gern für einen ganzen Urlaub - mit Familie. Nur sieben Kilometer sind es bis zum Ostseestrand, zwei Kilometer bis zur nächsten Einkaufsmeile. Papa fliegt Mustang, Mama und Kids bauen Sandburgen am Strand von Usedom. So kommt jeder auf seine Kosten. Und das Auto übernachtet auf dem Parkplatz "Messerschmitt", "Spitfire" oder "Mustang". Geht's noch besser...?
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